Nein, es ist nicht die Farbe. Und auch nicht die saisonale Sonderfläche im Supermarkt deines Vertrauens.
Kürzlich bin ich über einen Artikel in einem großen deutschen Nachrichtenmagazin gestolpert. Thema: Eine französische Schokoladenmanufaktur, die Schokolade ohne Kakao herstellt. Ja, du hast richtig gelesen – dieses Jahr zu Ostern experimentieren sie mit gerösteten und fermentierten Sonnenblumenkernen als Basis für eine neue, kakaofreie Schokoladenalternative.
Warum? Weil Kakao zunehmend zum Problem wird. Die Nachfrage steigt, während Klimawandel, Pflanzenkrankheiten und unfaire Produktionsbedingungen den Anbau erschweren – ökologisch wie sozial. Sonnenblumenkerne hingegen sind regionaler, nachhaltiger und – Überraschung! – erstaunlich lecker. Ich habe kürzlich Kekse mit dieser neuen Schokoladenalternative probiert und muss sagen: Meine Geschmacksknospen hatten nichts zu meckern.
Doch das eigentlich Interessante war nicht das Produkt – sondern die Kommentare darunter. Einige zeigten Neugier, andere eher Empörung. Begriffe wie „unnatürlich“, „hochverarbeitet“ und „chemisch“ fielen. Kommt dir das bekannt vor?
Genau dieselbe Diskussion erleben wir regelmäßig bei pflanzlichen Fleischalternativen.
Was dahintersteckt, ist oft weniger eine fundierte Kritik als ein Reflex: ein Schutzmechanismus für das Bekannte, das Gewohnte – den Status quo. Und damit tun wir uns keinen Gefallen.
Versteh mich nicht falsch: Konstruktive Kritik ist essenziell. Ich beschäftige mich selbst intensiv mit der Frage, wie pflanzliche Alternativprodukte verbessert werden können – z. B. in puncto Gesundheitswert. Aber wenn Innovation grundsätzlich abgelehnt wird, nur weil sie „anders“ ist, verlieren wir wichtige Chancen.
Denn unser Ernährungssystem steht vor gewaltigen Herausforderungen – ökologisch, gesundheitlich und sozial. Wir brauchen Menschen und Unternehmen, die mutig neue Wege gehen. Und wir müssen sie unterstützen: mit mehr Transparenz, mehr Aufklärung und ganz klar auch mit mehr politischem und finanziellem Rückhalt.
Lebensmittelinnovationen sind keine Bedrohung für unser Lieblingsessen. Sie sind eine Einladung, unsere Vorstellung von Genuss zu erweitern.
Und wer weiß – vielleicht landen in deinem nächsten Osterkörbchen Sonnenblumen-Schokolade, und beim Sommergrillen liegt eine pflanzliche Bratwurst auf dem Rost.
Es sind schon verrücktere Dinge passiert. 😉